(fast) nix strickiges!

Heute muß ich mal ungefragt Sabine zitieren: „Und dann bin ich wieder froh, dass ich stricken kann“ – genau so ein Tag war das: Um sechs aufgestanden, um alle Fenster freizuräumen, weil sich um sieben die Maler angemeldet hatten, um die äußeren Fensterrahmen zu streichen. Und das am einzigen Tag des Monats, an dem ich erst abends zur Arbeit mußte. Also zog ich alles Dickgestrickte an, was sich irgendwie in der Nähe befand, sang ein Loblied auf meinen Kauni-Cozy und verbrachte den Tag bei geöffneten Fenstern (der Lack muß schließlich trocknen) am Schreibtisch. Beim Mittagsschläfchen war ich froh, daß mein Tomten eine Kapuze hat!
Nein, das ist alles gar nicht schön hier, die Kälte geht mir auf die Nerven, die Arbeit ist zuviel und geht mir auch auf die Nerven (ich hasse es wirklich, erwachsenen Menschen den aufrechten Gang beibringen zu müssen und damit meine ich nicht irgendwelche Computerfertigkeiten sondern einfachste Dinge wie Guten-Tag-Sagen und die Zimmernummer wahrzunehmen, mich nicht zu bedrohen, wenn ich meiner Arbeit nachgehen will und sich auch zu verabschieden – kriechen eigentlich nur noch degenierte Würmer in den Fluren umher?!) Wie gut, daß mich heute die ersten London-Fotos von C. ereicht haben, die zwar ihren Koffer noch nicht wieder hat (nö, der liegt ja auch mittlerweile in Mailand rum, vermutlich), aber wenigstens dank eines Cardreaders an ihre Kamera rankam.

StPaulsChurchCourtyard

Wieder ungefragt nehme ich also dieses Bild, bekomme feuchte Augen und kann nur sagen: an diesem Tag war ich sehr glücklich, es war ein Donnerstag, die Sonne schien und das Leben erschien perfekt. Es war mir vergönnt, Ruhe zu finden in dieser lauten Stadt und Kraft zu schöpfen für einen der denkwürdigsten Abende meines Lebens. Und wenn ich die Wahl hätte: ich wäre jetzt dort, würde zwar auch frieren, hätte aber, wenn es eine besondere Stunde wäre, einen wahren gentlemen neben mir mit dem tollsten und wärmsten Mantel aller Zeiten, würde ein Pint trinken und mich dabei angeregt unterhalten (es wäre ja auch früher als hier) und müßte nicht daran denken, daß morgen um acht die Sinnlosigkeit wieder losgeht. – Schwerer Anfall von Überdrüssigkeit, mußte mal raus, sorry.
Und was vom Tage übrig blieb:

memories

PS: Vielen Dank für die vielen Kommentare zu Gabrielle und: ich finde den Ausschnitt auch nicht zu tief, ich bin ja schließlich nicht mit Jopi Heesters in die Schule gegangen 😉

Sorry, no translation – just an outburst of my frustration to being here and going to work and not being in London…

8 thoughts on “(fast) nix strickiges!

  1. Klar darfste mich zitieren, stimmt ja schließlich.

    Danke auch für dein offenes Wort zum Thema ‚allgemeine Benimmregeln‘. Da kann ich dir nur zustimmen. Warum regen wir uns über unsere unfreundliche Jugend auf, wenn wir selbst schon keinen freundlichen Umgang miteinander pflegen? Ein einfaches ‚guten Morgen‘ oder meineswegen auch ein ‚hallo‘ täte uns allen gut.

    Mitfühlende Grüße
    Sabine

  2. ich finde, eine Tasse Lady Grey kann die Welt ein bißchen schöner erscheinen lassen… zumindest für ein paar Minuten. Leider gibt’s immer blöde KollegInnen und es ist schwierig sie nicht ernst zu nehmen. Wenn jemand mir gräßlich ist, versuche ich immer dabei zu denken, wie traurig, daß dieser blöder Mensch sich selbst sein muß, sogar jeden Tag! Das hilft nur wenig, also lade ich die Lady Grey wieder ein…

    Ich hoffe, es geht Dir bald besser.

  3. Ui,ui wo du recht hast, hast du recht und bei vielem, was du schreibst, kann ich nur ganz kräftig mit dem Kopf nicken. Bei mir herrscht gerade auch Frustration über zu viel Arbeit und seltsame Menschen, die meinen, mir meinen Job erklärten zu müssen so von wegen, „und dann neben sie einen Stift in die Hand….“ grr.
    Dazu kommt ein sattes Quantum Internetüberdrüssigkeit, deshalb auch jetzt erst ein lobendes Kommentärchen zu Gabriele. Gefällt mir sehr gut, wie du sagst, vielleicht ein bisschen zu groß, aber sonst ein sehr hübsches Teilchen!
    Liebe Grüße
    Andrea

  4. Hallo,
    tja, das hat sich alles nicht ganz gut angehört. Aber wenn es Dir nicht so gut geht, solltest Du Dir das hübsche Foto ansehen. Darauf siehst Du nämlich sehr zufrieden aus, hast ein schönes Tuch umgeschlungen, die Sonne scheint und es bringt eine tolle Atmosphäre rüber.
    Und natürlich ist der Ausschnitt von Deinem Pulli nicht zu weit. Man sieht doch nichts und er steht Dir sehr gut.
    Viele Grüße
    Elke

  5. Schön, daß man an solchen Tagen Fotos/Erinnerungen/Wünsche hat, die seelisch wärmen, oder? Ich kaufe mir den Lady-Grey-Tee immer in dekadenten 500g-Dosen, und Edward Rutherfurd’s „London“ hat mich das ganze letzte Jahr bei akuten London-Fernweh getröstet. Übrigens ist eine meiner „perfekter Moment – Erinnerungen“ ein wunderschöner goldener Oktober Tag auf einer Bank am Canary Wharf sitzend und nach Greenwich rüberschauend, eine Tasche voller neuer Woll- und Nadelerrungenschaften und meinen Liebsten neben mir…
    Laß Dich von dem Benehmen Deiner Schüler nicht so runterziehen, auch wenn es schwer ist zu glauben, daß das Erwachsene sind. Vielleicht hilft ja eine deutliche Ansage diesbezüglich bei Kursbeginn?

    Viele liebe Grüße
    Katja

  6. Äh bäh, hat wohl nicht geklappt. Also nochmal das Ganze:
    Höflichkeit ist wie ein Luftkissen.
    Es mag wohl nichts darin sein,
    aber es mildert die Stöße des Lebens.
    Arthur Schoppenhauer

    Grüßle
    Sabine

  7. Ui ui ui, liebe Susan, Du bist doch nicht etwa schwerst verliebt….?? 😉
    Da kann ich Dich verstehen. Sehnsucht ist glaub ich manchmal eines der heftigsten Gefühle.
    Vielleicht liege ich auch falsch. Egal, ich hoffe, dass Du bald den Frühling spüren wirst!!
    Ansonsten schliess ich mich den Vorrednerinnen an: lass Dir die Tage nicht durch Muffelköpfe versauen. Deutliche Worte helfen vor allem einem selbst und gerne auch mit einem EXTRAlächeln serviert ;D
    LG Eva