Albertle

Der erste Spaziergang nach der Grippe war mit fast sechs Kilometer ein bißchen zu lang, aber die frische Luft hat gut getan, die Bewegung auch. Hinterher war ich ziemlich erledigt, aber nach einem Nickerchen ging’s in die Küche.

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Ich backe gerne Weihnachtsplätzchen, die meisten verschenke ich. Ich variiere auch jedes Jahr gerne, wenn es auch zwei Konstanten gibt: Ausstecherle und Schokoladenplätzchen (die mal in einer Brigitte drin waren vor ungefähr zwanzig Jahren). Seit Jahren nehme ich mir vor, Springerle zu machen, quasi um Omas Werk fortzusetzen, und jedes Jahr kommt mir was dazwischen, in diesem Jahr das Virus. So gerne ich neue Plätzchen ausprobiere, Flitterkram bedingt verfallen bin, so sehr finde ich es schade, daß alte Rezepte kaum mehr eine Überlebenschance haben.

albert-kEs ist die erste Vorweihnachtszeit, die ich mit dem Liebsten erlebe. Natürlich habe ich ihn gefragt, welche Gutsle es denn bei ihm daheim gegeben hat, es fiel der Name Albertle. Albertle… Was für ein schöner Name! Hatte ich schon mal gehört, noch nie gegessen. Also im Internet nach Rezepten gesucht, hörte sich gut an. Mama angerufen und gefragt, ob vielleicht meine Oma noch ein Albertle-Rezept hinterlassen hat. Nö, hat sie nicht, die letzte Frau aus der Familie mütterlicherseits, die noch Albertle gebacken hat, war meine Uroma. Meine Mutter erzählte dann noch, daß sie als Kind gedacht hat, die Plätzchen hießen wegen meinem Uropa Albert so. Kurz noch Papa gefragt: Ja, er kennt Albertle, seine Mutter hat sie gebacken. Na also: da gibt es doch eine Tradition, die man fortsetzen kann! Natürlich habe ich nicht die richtige Ausstechform (dabei habe ich neulich erst eine auf dem Flohmarkt gesehen, aber damals wußte ich ja noch nicht, wofür das gut sein soll…)

 

Also glatt rund ausgestochen und mit einer Reibe das Muster aufgedrückt. Sieht auch nett aus. Nun habe ich 120 Albertle, die gar köstlich schmecken, aber durchaus noch durchziehen dürfen. Und weil ihr mir die Frage nach dem Engel so toll beantwortet habt, schiebe ich eine Frage hinterher: Warum heißen die Plätzchen Albertle? Ich habe nichts ordentliches gefunden. Irgendwelche Volkskundler hier? Oder wissende Schwaben? Sonst wer mit der Lösung? Ich wäre wie immer sehr dankbar!

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5 thoughts on “Albertle

  1. Hab‘ gerade in meinem Schwäbischen Kochbuch nachgeschaut, konnte aber auch keinen geschichtlichen Hintergrund dieses Gebäcks finden. Schade. Aber es gibt ja noch die Bücherei. Ich bleib‘ dran.

    LG
    Sabine

  2. Im Backbuch von Gunhild v.d.Recke steht folgendes:
    „Hochdeutsch heißen die Plätzchen Albertkekse. Sie sollen nach dem Gemahl der Queen Victoria so benannt sein. Prinz Albert knabberte auch in den puritanischen Zeiten gerne Süßigkeiten, sagt man.“

    LG
    Christine

  3. Bei den Keksen muss ich grinsen – da steht im Kochbuch meiner Großmutter handschriftlich in Sütterlin: „Nicht zu empfehlen“ daneben.
    Liebe Grüße
    Barbara

  4. Als ich in der Grundschule war, haben wir die Kekse mal als Weihnachtsgeschenk für die Eltern gebacken. Unsere Lehrerin hat uns auch erklärt, das dies die Lieblingskekse von Prinz Albert waren.

    Liebe Grüße
    Karin

  5. Bei uns in der Schweiz heissen die Guezli „Albertli“ , sie werden nicht ausgestochen sondern gerollt und geschnitten, drin hat’s noch geschälte Mandeln!
    Gruss Claudine, die nicht so gern guezlet…